Diesen Text schrieb ich ursprünglich für die Lucidity-Liste:
Wiederkehrender Alptraum
Ich hab seit sehr langer Zeit einen wiederkehrenden Alptraum. Es ist nicht immer genau derselbe Traum, aber die Substanz ist identisch: ich bin alleine nachts in Räumen, manchmal in vertrauten, manchmal in fremden. Nach & nach fallen alle Lampen aus & Dunkelheit greift um sich. Manchmal starte ich Reparaturversuche wie zB eine Glühbirne wechseln, die sich dann jedoch nach kurzer Zeit ebenfalls verabschiedet. Desgleichen die Taschenlampe, falls ich sie finde. Es ist definitiv kein Stromausfall; das weiß ich in dem Traum. Nun, normalerweise hab ich keine Angst vor der Dunkelheit, aber in diesem Traum beinhaltet sie eine derart reale, praktisch greifbare Bedrohung; pures, kaum vorstellbares Entsetzen, daß ich irgendwann dann schreiend aufwache.
Leider nun hab ich diesen Traum extrem selten. Ich glaube, ich hatte ihn noch keine zehn mal in meinem Leben. So selten, daß ich ihn oft jahrelang vergessen hatte. Erst wenn ich ihn dann wieder einmal träumte, fiel mir wieder ein, daß er ja ein alter Bekannter ist. Dieses Jahr suchte er mich erstaunlicherweise bereits dreimal heim. Beim erstenmal war alles wie beschrieben. Um mich schlagend wurde ich wach.
Die beiden anderen Male hingegen waren interessanter. Sie ereigneten sich in zwei verschiedenen Urlauben; jeweils in der Nacht vor der Heimreise.
Als ich auf Menorca den Traum träumte, begann ich, mir zu sagen "das ist nur ein Traum; das kenn ich doch ...". Das redete ich mir den ganzen Traum über vor. Ständig wiederholte ich ganz verzweifelt, daß das doch nur ein Traum sei, ohne jedoch richtig daran zu glauben. Verstandesmäßig wußte ich es, wußte auch den Zusammenhang ( -> wiederkehrender Alptraum ), aber gefühlsmäßig war alles real. Die Gewißheit & somit die Klarheit erreichte ich nicht, eine wesentliche Verringerung des Entsetzens hingegen schon. Noch bevor die besagte Taschenlampe ganz ausging ( ja, diesmal hatte ich sie wieder gefunden ;-) , erwachte ich in einer relativ aufgeräumten Stimmung.
Das letzte Mal war im Stubai. Hier kapierte ich wirklich, daß ich nur träume, was zur Folge hatte, daß mein Alp sofort in einen anderen Traum mündete. Dieser war nicht mehr schrecklich, dafür unangenehm, lästig & furchtbar wirr. Ich konnte die Erkenntnis, gerade zu schlafen & träumen, noch irgendwie im Hinterkopf behalten, allerdings nicht sonderlich bewußt, wodurch mich das Ganze ziemlich nervte. Auch hatte ich keinerlei Kontrolle über das Geschehen oder meine Handlungen, bis ich mit dem Impuls "jetzt reicht's !" & der eindeutigen Absicht, den Traum zu beenden, ziemlich brutal eine Traumperson angriff & im selben Moment auch wirklich aufwachte. Von echter Luzidität war ich also auch in diesem Fall noch weit entfernt.
Ich gehör wohl zu den seltenen Exemplaren Mensch, die sich sehnlich wünschen, ihren wiederkehrenden Alptraum doch bitte öfter zu haben; vorzugsweise jede Nacht. Dann würde ich keine Woche mehr brauchen bis zum Klarträumen ....
andy